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So wird der Pflegegrad festgestellt

Die Einstufung in einen Pflegegrad richtet sich danach, wie selbstständig ein Mensch ist und über welche Fähigkeiten er noch verfügt. Der Fokus liegt dabei auf seinen verbliebenen Ressourcen. Das beurteilt der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) mithilfe von sechs Modulen. Für jedes dieser Module wurden bestimmte Kriterien festgelegt:

1. Mobilität
Beispiele für die Kriterien: wie selbstständig ist die Person, kann sie alleine im Bett die Position wechseln, sicher sitzen, sich innerhalb der Wohnung fortbewegen, Treppen steigen

2. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
Beispiele für die Kriterien: wie gut kann die Person sich im Alltag orientieren und daran teilnehmen, sich räumlich und zeitlich zurechtfinden, selbst Gespräche führen

3. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
Beispiele für die Kriterien: ist die Person nachts unruhig, ängstlich oder depressiv, wehrt sie sich gegen pflegerische Maßnahmen

4. Selbstversorgung
Beispiele für die Kriterien: kann die Person sich noch alleine waschen, ankleiden, essen und trinken, die Toilette benutzen

5. Selbstständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen
Beispiele für die Kriterien: kann die Person ärztlich angeordnete Maßnahmen selbstständig ausführen, Medikamente einnehmen, den Blutzuckerspiegel messen und bewerten oder Arztbesuche wahrnehmen

6. Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakt
Beispiele für die Kriterien: ist die Person in der Lage, ihren Tagesablauf selbst zu gestalten, sich zu beschäftigen oder mit anderen Menschen in Kontakt zu treten

Für jedes Kriterium vergibt der Gutachter Punkte und dokumentiert so, wie selbstständig jemand ist. Am Ende des Moduls wird die Summe gebildet. Jedes Modul wird unterschiedlich gewichtet. Aus der Anzahl der gewichteten Punkte ergibt sich schließlich der Pflegegrad. Umso weniger selbstständig die Person ist, desto höher sind Punktzahl und damit auch der Pflegegrad.

Die Pflegegrade

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Kinder und Kleinkinder

Für Kinder unter 12 Jahren gelten bei der Einstufung andere Maßstäbe als bei Erwachsenen. Die Pflegebedürftigkeit wird anhand der altersentsprechenden Entwicklung im Vergleich mit gesunden Kindern festgestellt. Kleinkinder bis 18 Monate werden pauschal einen Pflegegrad höher eingestuft und nur altersunabhängige Module bewertet.

Sonderregelung

Für Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, beide Arme und beide Beine zu benutzen, gibt es eine Sonderregelung: Sie erhalten grundsätzlich immer den höchsten Pflegegrad, auch wenn das Gesamtergebnis der Begutachtung unter 90 Punkte liegt.

Verhaltensänderung bei Demenz: Demenzkranke besser verstehen

Wenn ein Angehöriger an Demenz erkrankt, kann das für die Familie ein emotionaler Ausnahmezustand sein. Gewohntes verändert sich, Rollen werden auf den Kopf gestellt. Um diese Situation bewältigen zu können, helfen bestimmte Verhaltensweisen, die sich im Umgang mit Demenzkranken bewährt haben.

Verhalten verstehen

Demenzkranke verlieren nach und nach ihre Erinnerungen. Das löst bei ihnen Verwirrung und Angst aus. Deshalb haben sie ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit. Unerwartete Ereignisse, wie ein Krankenhausaufenthalt oder Abweichungen vom vertrauten Alltag können bei Menschen mit Demenz zu Krisen führen. Auch der Verlust der Selbstständigkeit ist immer schwer zu verkraften. Sie fühlen sich häufig missverstanden, gegen ihren Willen behandelt und ausgeliefert. Das kann sich ausdrücken durch:

  • Unruhe, zum Beispiel Umherwandern oder Hinterherlaufen
  • Rückzug und depressive Symptome
  • Ständiges Fragen
  • Wiederkehrende Handlungen wie Klatschen, Klopfen oder Schreien
  • Vorwürfe und Verdächtigungen
  • Aggressivität

Richtig reagieren

Der Betroffene verhält sich anders als gewohnt, weil seine Welt ins Wanken geraten ist. Die damit verbundenen Gefühle drückt er auf seine eigene Art und Weise aus. Dieses Verhalten müssen erst einmal alle Beteiligten verstehen und akzeptieren. Gerade bei aggressivem Verhalten ist es für die Angehörigen dennoch nicht leicht, Ruhe zu bewahren. Folgendes kann helfen:

  • Nehmen Sie die Konfrontationen nicht persönlich.
  • Versuchen Sie Ihren Angehörigen in schwierigen Situationen mit verständnisvollen Worten zu beruhigen.
  • Bleiben Sie in Konfliktsituationen ruhig. Wenn Sie merken, dass Sie für ein weiteres Gespräch zu wütend sind, dann verlassen Sie für einen Moment den Raum.
  • Versuchen Sie in einer angespannten Situation, Ihren Angehörigen nicht fest zu halten. Das kann den empfundenen Ärger nur noch verstärken.
  • Generell sollten Sie mit einem Demenzkranken in kurzen klaren Sätzen sprechen, damit er sich nicht überfordert fühlt.
  • Geben Sie ihm immer das Gefühl, dass sie ihn verstehen und ernst nehmen.
  • Demente reagieren sehr stark auf Stimmungen – je mehr Ruhe Sie selbst ausstrahlen, umso besser kann Ihr Angehöriger damit umgehen. Deshalb sollten Sie einen dementen Menschen auch nie hetzen oder drängen. Er kann mit Stress nicht umgehen.

Ursprüngliche Rollen wahren

Die eigenen Eltern zu pflegen, stellt vertraute Rollenverhältnisse auf den Kopf. Plötzlich soll das Kind dem Vater oder der Mutter sagen, was sie tun sollen. Auch grundlegende Tätigkeiten werden vergessen und müssen immer wieder geduldig erklärt werden. Das ist für beide Seiten schwer zu akzeptieren.

Hier ist es wichtig, Grenzen zu wahren. Behandeln Sie deshalb Ihr demenzkrankes Familienmitglied weiterhin mit Respekt und Wertschätzung. Und machen Sie sich bewusst, dass auch Sie erwachsen sind und ein Recht auf selbstständige Entscheidungen und Freiräume haben.

Ziehen Sie deshalb frühzeitig auch professionelle Unterstützung für die Pflege hinzu, um für Entlastung zu sorgen und das Verhältnis zu Ihrem Angehörigen zu entspannen.

Höhe der Pflegeleistungen

In der Tabelle finden Sie die Höchstbeträge für alle Pflegeleistungen der ambulanten und stationären Pflege. Sofern nicht anders angegeben, werden die Leistungen der Pflegeversicherung monatlich gezahlt.

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